Abstillkultur – Wenn Mütter verlernen, sich selbst zu vertrauen

Veröffentlicht am 10. Oktober 2025 um 21:50

Ich begegne in meiner Arbeit immer wieder Müttern, die mit Tränen in den Augen sagen: „Ich wollte eigentlich länger stillen.“ Oder: „Ich glaube, meine Milch hat einfach nicht mehr gereicht.“

Und jedes Mal spüre ich, dass dahinter mehr steckt als nur eine persönliche Entscheidung.
Es steckt ein System dahinter, eins, das leise, aber wirkungsvoll arbeitet.

Ein System, das ich Abstillkultur nenne. Stillen im Spannungsfeld der Erwartungen

Stillen ist etwas Natürliches, aber in unserer heutigen Welt fühlt es sich oft kompliziert an.
Von Beginn an stehen Mütter unter Beobachtung:
„Wie lange willst du stillen?“
„Schläft dein Baby schon durch?“
„Wann gibst du endlich die Flasche?“

Solche Fragen sind selten böse gemeint, doch sie graben sich tief ein. Sie säen Zweifel.
Und Zweifel sind das, was eine Stillbeziehung am schnellsten schwächt.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Abstillen als Fortschritt gilt. Als Zeichen, dass eine Mutter „wieder sie selbst wird“.
Aber was, wenn sie sich beim Stillen genau das Gefühl von sich selbst sein zurückholt?

 

Wie Abstillkultur sich zeigt:

Abstillkultur ist nicht laut. Sie wirkt im Verborgenen. Sie zeigt sich, wenn Mütter im Krankenhaus nicht begleitet, sondern angeleitet werden. Wenn Flaschen als „Notlösung“ verkauft werden, noch bevor jemand nach den Ursachen fragt.

Sie zeigt sich, wenn Werbung Fläschchen mit Freiheit verknüpft und Nähe mit Abhängigkeit.
Wenn Stillen als „anstrengend“ oder „nicht mehr nötig“ bezeichnet wird, sobald das Kind laufen kann.

Sie zeigt sich in Sätzen wie:
„Dein Kind benutzt dich doch nur als Schnuller.“
Oder:
„So groß und stillt noch? Das ist doch peinlich.“

All das formt ein Bild, in dem Stillen seinen Platz verliert und Abstillen zur gesellschaftlichen Norm wird.

 

Wenn Vertrauen verloren geht:

Viele Frauen glauben, sie hätten versagt, wenn das Stillen nicht so läuft, wie sie es sich wünschen.
Doch das stimmt nicht.

Sie scheitern nicht am Stillen, sie scheitern an einem System, das sie von Anfang an nicht getragen hat.

Abstillkultur nimmt Müttern das Vertrauen in sich selbst. Sie bringt sie dazu, Entscheidungen aus Unsicherheit zu treffen, nicht aus Überzeugung.

Und das tut weh. Denn tief in uns wissen wir, dass Stillen mehr ist als Nahrung. Es ist Beziehung. Regulation. Sicherheit. Und Liebe.

 

Wie eine gesunde Stillkultur aussehen kann:

Eine echte Stillkultur wertet nicht. Sie begleitet. Sie erkennt an, dass Stillen individuell ist, dass es Phasen gibt, Herausforderungen, Wendepunkte.

Sie gibt Raum für Fragen, ohne sofort Lösungen aufzudrängen. Sie stärkt das Vertrauen in den Körper,
statt es zu ersetzen.

 

Was sich verändern darf:

Ich wünsche mir, dass wir anfangen, bewusster hinzusehen. Dass wir Müttern wieder den Rücken stärken, statt ihnen das Gefühl zu geben, sie müssten sich rechtfertigen.

Dass wir weniger über Dauer sprechen und mehr über Beziehung. Weniger über Milchmenge und mehr über Verbindung.

Dass wir aufhören, Mütter zu „optimieren“,
und anfangen, sie zu verstehen.

 

Mein Warum:

Ich nenne mich Breastkeeperin,
weil ich glaube, dass dieses Wissen gehütet werden muss. Das Wissen um Vertrauen, Instinkt und Körperweisheit.

Ich begleite Frauen zurück zu sich selbst, zur inneren Stimme, die leise sagt: „Du kannst das. Du weißt das.“

Ich wünsche mir, dass Stillen wieder selbstverständlich wird. Nicht als Leistung, sondern als Ausdruck von Liebe, von Intuition und von echter, tiefer Bindung.

 

Zum Mitnehmen:

Abstillkultur zeigt, wie weit wir uns vom Natürlichen entfernt haben. Doch jede Frau, die beginnt, zu hinterfragen, ist Teil der Veränderung.

Sichtbarkeit verändert Bewusstsein. Und Bewusstsein verändert Systeme.

Stillen ist kein Trend. Stillen ist Natur. Und du darfst darauf vertrauen, dass du alles in dir trägst,
was dein Kind braucht. 

Wenn dich diese Worte berührt haben, teile sie mit anderen Müttern. Sprich darüber. Mach sichtbar, was im Verborgenen wirkt.

Und wenn du spürst, dass du Unterstützung auf deinem Weg brauchst, sei es beim Stillstart oder beim Wiederfinden deines Vertrauens, begleite ich dich gerne als Breastkeeperin auf deinem Weg.

Gemeinsam schaffen wir Bewusstsein, für eine echte, liebevolle Stillkultur. 🤍

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