Warum Stillschwierigkeiten oft viel tiefer wurzeln, als wir denken
Stillen gilt in unserer Gesellschaft häufig als etwas Instinktives, Natürliches – etwas, das einfach „funktionieren“ sollte. Doch die Realität vieler Mütter sieht anders aus.
Sie erleben Stillen als herausfordernd, emotional überwältigend oder sogar belastend.
Und oft bleibt das Gefühl zurück: „Mit mir stimmt etwas nicht.“
Doch genau hier möchte ich dir eine andere Perspektive schenken:
Stillprobleme sind selten nur technische Probleme.
Stillprobleme haben häufig eine emotionale, hormonelle oder körperlich gespeicherte Dimension.
Stillen ist ein komplexer, zutiefst menschlicher Vorgang – vielschichtig, fein, sensibel.
Und vor allem: Es verbindet zwei Wesen, zwei Nervensysteme und zwei Geschichten.
Stillen öffnet eine Tür – nach außen und nach innen
Viele Mamas sind überrascht, wie emotional das Stillen sie macht.
Oxytocin, das zentrale Hormon beim Stillen, sorgt für Bindung, Weichheit, Sensibilität. Es macht uns offen wie nie – körperlich und seelisch.
Doch Oxytocin macht nicht nur liebevoll.
Es macht auch verletzlich.
Es bringt an die Oberfläche, was tief im Körper gespeichert ist – selbst Dinge, die wir bewusst nicht erinnern.
Und so kann es passieren, dass beim Stillen Gefühle auftauchen wie:
-
unerklärliche Traurigkeit
-
innere Unruhe
-
Angst oder Anspannung
-
das Bedürfnis, den Körper zu schützen
-
ein spontanes „Wegdrehen“ oder „Nicht berührt werden wollen“
-
Ekel oder Ablehnung
-
Überforderung
-
Tränen, ohne erkennbaren Grund
-
oder ein Gefühl von „mir ist das alles zu nah“
Diese Gefühle haben nichts mit „Versagen“ zu tun.
Sie zeigen vielmehr, dass Stillen eine Tür geöffnet hat – eine Tür zu deiner Innenwelt.
Warum der Körper manchmal reagiert, obwohl es keinen sichtbaren Grund gibt
Unser Körper speichert Erfahrungen, auch aus Zeiten, in denen wir keine Sprache dafür hatten – aus der eigenen Kindheit, aus vergangenen Beziehungen, aus Momenten, die wir verdrängt haben oder nicht einordnen konnten.
Er speichert Spannung, Stress, Grenzverletzungen, emotionale Überforderung und alte Muster.
Beim Stillen entsteht ein Zustand von Nähe, absolute Intimität, hormoneller Durchlässigkeit und körperlicher Verbundenheit.
Dabei aktiviert der Körper manchmal „alte Programme“:
-
Schutzprogramme: Ich ziehe mich zurück.
-
Vermeidungsprogramme: Ich schaue weg.
-
Alarmprogramme: Ich kann mich nicht entspannen.
-
Abspaltungsprogramme: Ich fühle mich nicht ganz da.
Diese Reaktionen sind nicht falsch.
Sie sind logisch.
Sie sind Überlebensmechanismen.
Und sie tauchen beim Stillen nicht „zufällig“ auf – sondern weil Stillen zu den intensivsten körperlichen Bindungsprozessen überhaupt gehört.
Technik löst nicht, was emotional entsteht
Viele helfen-wollende Stimmen sagen schnell:
„Du musst nur anders anlegen.“
„Versuch eine andere Position.“
„Es ist bestimmt nur die Brustwarze.“
„Das pendelt sich schon ein.“
Doch wenn im Inneren etwas mitschwingt, reicht reine Technik nicht aus.
Eine Mutter, die innerlich kämpft, braucht nicht mehr Tipps oder Anweisungen.
Sie braucht keinen Optimierungsdruck.
Was sie wirklich braucht, ist:
-
ein sicherer Raum
-
ein Gegenüber, das ohne Bewertung zuhört
-
jemanden, der erkennt, dass Stillen nicht nur eine körperliche Handlung ist
-
Raum für das Unausgesprochene
-
Zeit, ihre Grenzen zu spüren
-
Verständnis statt Kontrolle
-
Begleitung statt Korrektur
Was eine Breastkeeperin anders macht
In meiner Arbeit als Breastkeeperin begegne ich Stillen als ganzheitlichem Prozess – nicht nur als Ernährungsform.
Ich schaue nicht nur auf das Baby.
Ich schaue nicht nur auf die Brust.
Ich schaue auf die Verbindung dazwischen – und auf dich.
Das bedeutet konkret:
✨ Ich sehe deine Körpersprache.
✨ Ich höre, was du sagst – und was du vielleicht nicht sagen kannst.
✨ Ich nehme ernst, was sich beim Stillen zeigt.
✨ Ich begleite dich, ohne zu drängen.
✨ Ich halte Raum für deine Geschichte, ohne sie zu analysieren oder zu therapieren.
✨ Ich unterstütze dich dabei, deinen Körper wieder als sicheren Ort zu erleben.
Denn Stillen ist Beziehung.
Und jede Beziehung ist so stabil wie das Fundament, auf dem sie steht.
Warum es wichtig ist, über die innere Ebene des Stillens zu sprechen
Viele Mamas fühlen sich allein mit ihren Empfindungen – weil sie denken, alle anderen würden problemlos und glücklich stillen.
Doch so viele Frauen erleben emotionale, körperliche oder seelische Herausforderungen beim Stillen.
Diese Themen verdienen Sichtbarkeit.
Sie verdienen Worte.
Sie verdienen Verständnis.
Indem wir darüber sprechen, nehmen wir Scham und Schuld den Raum.
Und wir schaffen Platz für Selbstmitgefühl – und für echte Verbindung.
Du bist nicht empfindlich – du bist mit dir verbunden
Wenn du beim Stillen mit Gefühlen kämpfst, die du dir nicht erklären kannst, dann ist das kein Zeichen von Schwäche.
Es ist ein Zeichen dafür, dass du fühlst.
Dass dein Körper ehrlich zu dir ist.
Dass etwas Raum möchte, das lange keinen hatte.
Du bist nicht empfindlich.
Du bist wach.
Du bist verbunden.
Du bist mutig.
Kommentar hinzufügen
Kommentare